Håkan Nesser “Mensch ohne Hund”

Das Buch beginnt wie ein Roman: zwei Männer verschwinden nach einer Familienfeier und einen ersten Verdacht gibt es erst nach einem Drittel des Buch, als Kommissar Barbarotti das erste Mal auftaucht. Dieser löst den Fall, aber auch eher durch Anwesenheit - trotz allem ein wirklich spannender Krimi!

Urteil: Unbedingt lesen


Gunter Schubert “Kleine Geschichte Taiwans”

Das Buch umfasst gut einhundert Seiten und gibt einen sehr guten ersten Überblick über die Geschichte Taiwans, seine Gesellschaft und ist auch extra noch mal nach den Wahlen von Januar 2024 aktualisiert worden.

Urteil: lesenswert


Frédéric Schwilden “Toxic Man”

Ein autobiografischer - oder autobiografisch angehauchter - Roman eines in Franken aufgewachsenen Fotografen, der nach Berlin zieht und dort versandelt. Kurzweilig und gut geschrieben ist es vermutlich das beste deutschsprachige Popliteratur-Buch der letzten Jahre.

Urteil: lesenswert


Harry Kämmerer “Die schöne Münchnerin”

Mehr Munich Noir, ortstypisch angesiedelt im Milieu der Reichen und Schönen, hier um Umfeld von Model-Agenturen und Schönheitschirurgen. Durchaus stimmungsvoll, aber mit wenig Tiefgang.

Urteil: lesenswert


Harald Gilbers “Tanzpalast (Ein Fall für Kommissar Oppenheimer 8)”

Kommissar Oppenheimer ist der kleine und deutlich weniger erfolgreiche “Bruder” von Gereon Rath, trotzdem ist diese Serie gut zu lesen. Im achten Buch jagt der Kommissar einen Incel im Berlin vom 1950, allierte Vorrechte, Koreakrieg und Kalter Krieg bilden in einem historisch stimmigen Krimi den Hintergrund.

Urteil: lesenswert


Mario Vargas Llosa “Der Geschichtenerzähler”

Klaus Wowereit lächelt in diesem Buch von Seite 1, irgendwie hat er es damals geschafft, dieses Buch 100.000 Mal unter die Berliner zu bringen. Das Buch ist autobiographisch angehaucht, der Autor erforscht die Geschichte eines Indianer-Stamms, der im Amazonas lebt. Das Buch ist sicherlich schwer zu lesen, weil “hohere Literatur”, aber trotzdem durchaus lesenswert.

Urteil: lesenswert


Henning Mankell “Der Chinese”

Eine mittelalte schwedische Richterin, die in ihrer Jugend Maoistin war, kommt durch einen brualten Mord an einer ganzen Familie in einem abgelegenen schwedischen Dorf einem einem Komplott auf die Schliche, in das ein ranghoher chinesischer Bürokrat verstrickt ist. Dieser ist - das Buch ist aus der Prä-Xi-Ära - durch und durch korrupt und geht im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Insgesamt etwas durchsichtig und es auch die jeweilige Ernüchterung mit eigenen linken Jugendidealen durch, aber natürlich sehr gut geschrieben und super lesbar.

Urteil: lesenswert


Sönke Neitzel “Weltkrieg und Revolution 1914-1918/19”

Auf nicht einmal 200 Seiten fasst der Autor den Ersten Weltkrieg zusammen und beleuchtet neben den militärischen Aspekten auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte und Umwälzungen, eine hervorragende Übersicht.

Urteil: Unbedingt lesen


Ronald Reng “1974”

Der Aufhänger dieses Buchs ist natürlich das einzige Länderspiel beider Nationalmannschaften bei der WM 1974, aber der Autor ordnet das Spiel gekonnt in die Geschichte der beiden Staaten ein. Heraus kommt viel mehr als ein Sportbuch, eher eine “Oral History” oder ein Sittengemälde der DDR und der Bundesrepublik im Jahr 1974.

Urteil: Unbedingt lesen


Max Annas “Siegesallee”

Die meisten Annas-Krimis sind hervorragend, aber sie spielen in der Gegenwart oder jüngeren Vergangenheit. In diesem Buch beschließt eine Art intersektionale Terror- oder Befreiungsgruppe im Berlin von 1914 den Kaiser umzubringen. Das Buch überträgt heutige “woke” Moralvorstellungen unadaptiert in die Vergangenheit, das langweilt mich. Außer ist es auch nie spannend.

Verdict: nicht lesen


David Van Reybrouck “Revolusi”

Indonesien kommt in deutschen Medien sehr selten vor und bis auf ein paar Anekdoten lese oder weiß ich uach sehr wenig über das nach Einwohnerzahl viertgrößte Land der Welt. Revolusi erzählt, wie Indonesien nach einem vierjährigen Krieg wirklich unabhängig wurde, wie es den zweiten Weltkrieg erlebt hat und die antikoloniale Bewegung nach diesem mitangeführt wird. Exzellent und auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellbar.

Urteil: Unbedingt lesen


Stefan Creuzberger “Das deutsch-russische Jahrhundert”

Ein hervoragendes Buch über die Verschränkungen und Entwicklungen der deutschen und der russischen Geschichte, leider endet das Buch vor Februar 2022, was den Fazit und Ausblick obsolet macht. Der Rest ist aber absolut lesenswert und auch gut geschrieben, die 560 Seiten sind schnell gelesen. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung für kleines Geld bestellbar.

Urteil: Unbedingt lesen


Harry Kämmerer “Isartod”

Ein Munich Noir Krimi von 2010, der erste Krimi in einer Reihe mit schrägen Ermittlern, schrägen Charakteren und schrägen Tätern - ganz witzig.

Urteil: lesenswert


Håkan Nesser “Münsters neunter Fall”

Ein Rentner stirbt nach einem Wettgewinn und niemand kann es sich erklären, daraus webt Nesser ein großartiges Familien-Psychogramm, das bis zur letzten Seite spannend bleibt.

Urteil: Unbedingt lesen


Adrian Hänni “Terrorist und CIA-Agent: Die unglaubliche Geschichte des Schweizers Bruno Breguet”

Die tatsächlich unglaubliche Geschichte eines Schweizers, der sich als Gymnasiast der PFLP anschließt, später in Israel im Gefängnis sitzt, sich der Carlos-Gruppe anschließt und letztlich bei der CIA anheuert. Spannend geschrieben, eher wie eine Radioreportage, und voller “schillernder” Personen, die man sich kaum ausdenken kann, zum Beispiel François Genoud.

Urteil: Unbedingt lesen


Tijan Sila “Radio Sarajevo”

Ein bedrückender autobiographischer Roman, der vom Aufwachsen eines zehnjöhrigen Jungens im belagerten Sarajevo erzählt.

Urteil: lesenswert


Frank Schätzing “Der Schwarm”

Ich habe das Buch vor einer Weile auf einem Dachboden erinnern und ich kann mich an die Begeisterung um die Jahrtausendwende erinnern. Leider ist diese 2004 erschienene Dystopie nicht so gut gealtert: es geht um eine Klimakatastrophe, aber nicht um das 2023 vorherrschende Thema Klimawandel, Email wird als nahezu schwarze Magie beschrieben und die USA führt eine unipolare Welt. Eim Tsunami wird in epischer Breite beschrieben, aber das verheerende Unglück in Thailand hatte noch nicht stattgefunden. Was mich aber richtig stört, ist dass es endlos viele Details zu “Wissenschaft und Technik”, das bläht das Buch dann auch auf fast 1000 Seiten auf.

Urteil: querlesen


Friedrich Ani “Bullauge”

Ein Polizist, der auf einem Auge blind geworden ist, und eine Frau, die das mutmaßlich auf einer Demonstration verursacht hat, treffen sich und “verwickeln” sich. Die Frau stirbt, das Ende des Krimis ist überraschend. Das Buch ist sehr atmosphärisch, mehr Roman als Krimi.

Urteil: lesenswert


Wolfgang Schorlau “Falsche Freunde”

Kommissar Morello ist immer noch unglücklich in Venedig und ermittelt, weil ein allgemein unbeliebter Steuerberater erschlagen wurde. Morello gerät gegen seinen Willen in den venezianischen Sumpf, wo er doch viel lieber im sizilianischen Sumpf ermitteln würde. Wie üblich gewinnt bei Schorlau aber das Gute.

Urteil: sehr lesenswert


Wolfgang Schorlau “Der Tintenfischer”

Ein Flüchtling wirft sich von einer Venediger Brücke und wird gerade so von Kommissar Morello und seiner Mitarbeiterin Klotze gerettet. Sie geraten in einen Studel von sizilianischer und nigeranischer Mafia, am Ende gewinnt das moralisch Gute. Mir gefällt der Stuttgarter Ermittler Dengler besser, Stuttgart wird einfach seltener als Handlungsort verwendet.

Urteil: sehr lesenswert


Jörg Thadeusz “Steinhammer”

Thadeusz lässt das Ruhrgebiet der 50er Jahre wiederauferstehen: drei Jugendliche, die Armut und Kriegsfolgen hinter sich lassen wollen, der talentierteste von ihnen wird Künstler in Düsseldorf. Ich habe mich quasi in schwarz-weiß durch das NRW dieser Zeit gehen sehen.

Urteil: sehr lesenswert


Moritz Hürtgen “Der Boulevard des Schreckens”

Ein satirischer Roman über Journalismus in 2022, in dem Volontäre sich über Jahre beweisen müssen und hier erst zweitklassige Künstler interviewen sollen, die in einem piefigen Vorort sterben, bevor das sowieso gefälschte Interview veröffentlicht werden konnte. Gut zu lesen und ganz witzig.

Urteil: lesenswert


Volker Kutscher “Transatlantik. Gereon Raths neunter Fall.”

Das neunte Buch der Gereon-Rath-Serie - verfilmt in Babylon Berlin - spielt im Berlin und New York von 1937 und verwebt die bereits bekannten Charaktere weiter. Ich habe natürlich längst den Überblick verloren, aber der Autor frischt die Erinnerung an Personen und Ereignisse gut wieder auf. Das Buch ist spannend und ich habe die knapp 600 Seiten an einem Wochenende “lesen müssen”.

Urteil: sehr lesenswert


Herfried Münkler “Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch.”

Der Doyen der deutschen Historiker setzt drei prägende Figuren der deutschen (Geistes-)Geschichte in Beziehung zueinander: Das Buch ist exzellent geschrieben, regelrecht “spannend”, und beschreibt auf circa 700 Seiten Leben und Wirken von Karl Marx, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche.

Urteil: sehr lesenswert


Jens Bisky “Berlin - Biographie einer großen Stadt”

Knapp 800 Jahre Geschichte in etwa ähnlich vielen Seiten unterbringen ist eine große Herausforderung. Ich habe mich zum guten Teil durch das Buch gequält: es ist zu oft entweder aus Fanboy- oder Bildungsbürger-Perspektive geschrieben und damit wirkt es weder wissenschaftlich noch unterhaltend.

Urteil: querlesen